In unserer Serie Kulturhanse-Expeditionen stellen wir euch ausgewählte Auszüge aus unserer Publikation vor. Dies sind spannende Themen, Analysen und Erkenntnisse auf unserem Weg. Heute lassen wir euch tief in unsere Schatztruhe der Erfahrungen blicken: In unser Werkstattprogramm. Dies soll Initiativen befähigen, eigene Orte zu entwickeln, nachhaltig zu betreiben und gemeinwohlorientiert zu beleben. Wie es aufgebaut und für wen es geeignet ist, wie ihr daran andocken könnt, erfahrt ihr hier.
von Martin Arnold-Schaarschmidt
Ziel und Zweck
Selbst einen kreativen Ort zu schaffen, ist eine faszinierende Vision. Viele Menschen in Stadt und Land würden sehr gern andere in ihrer Verwirklichung unterstützen und damit innovative Ideen und Wirkung beflügeln, sogar Wirtschaften mit Gemeinwohl verbinden. Wie so ein Ort funktioniert und wie er aufgebaut und betrieben werden kann » Die drei Leuchttürme, S. 96ff., ist für die allermeisten unbekanntes Terrain mit vielen offenen Fragen und Risiken.
Mit dem Kulturhanse-Werkstattprogramm bieten wir allen Interessierten einen strukturierten, kollegialen Rahmen. Hier können sie die notwendigen Antworten, Kapazitäten und Konzepte entwickeln und obendrein den nötigen Mut und eine unterstützende Peer-Community finden. Das Werkstattprogramm ist dreierlei:
Qualifizierung
Die teilnehmenden Personen erwerben wesentliche Kenntnisse, Werkzeuge und Fertigkeiten, um sozialunternehmerische Gründungslabore, deren Angebote und Geschäftsmodell zu entwickeln sowie deren Nutzer*innen zu unterstützen. Organisationen bereiten damit die eigenen Ressourcen für ein eigenes Labor vor.
Inspirationsreise
Jede Werkstatt findet bei einer anderen Gründungslabor-Initiative und mit externen Gästen statt. So lernen alle Teilnehmenden eine breite Vielfalt an Voraussetzungen, Problemen und konkreten Umsetzungen sowie die Menschen dahinter kennen. Und die gemeinsame Reise und kollegialen Beratungen machen aus den Teilnehmenden eine Peer-Community. Zwei Schätze, aus denen sich für eigene Herausforderungen immer Anregungen und Alternativen ziehen lassen.
Eine Kulturhanse, damit mehr Menschen im ländlichen Osten gut leben können.
Mit unserer Projektpublikation, den Kulturhanse-Expeditionen reisen wir auf 182 Seiten noch einmal durch die ersten fünf Jahre der Kulturhanse. Fünf Jahre, in denen wir versuchten, gemeinwohlorientierte Gründungslabore und Ökosysteme jenseits großer Städte in Ostdeutschland zu initiieren. Fünf Jahre, in denen wir die Macher*innen vor Ort ermutigten, stärkten, lokal und regional mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft vernetzten.
Laborentwicklung
Die Werkstätten und begleitende Aufgaben leiten die Organisationen schrittweise durch die tatsächliche Entwicklung ihrer eigenen Räume, der Angebote, des Geschäftsmodells, Managements und Marketings, der Partnerschaften und Nutzer*innengruppen. Dazu gehören auch verschiedene Prototypentests. Mit dem Ende des Werkstattprogramms können Organisationen also alle Vorbereitungen abgeschlossen haben, um ihr eigenes Labor zu öffnen.
Was die Werkstatt uns brachte:
»Wasseranschluss organisieren, Strom verlegen, Trennklos bauen – der Besuch der Kulturhanse war ein richtiger Katalysator für uns. Wir haben in den letzten Wochen so unglaublich viel geschafft und sind als Team noch einmal viel näher gerückt. Wahnsinn!«
»Klar war das Großartige die Qualifizierung in den Werkstätten, der Austausch mit anderen, die anfangen. Letztendlich merkten wir: Das hier ist die richtige Gründungswerkstatt für unser junges Gründungslabor-Vorhaben.«
»Das Werkstattprogramm war für uns ein Experimentier- und Lernfeld… Wir hätten womöglich ohne das Programm mit seinen Gleichgesinnten, die zum Teil schon weiter waren, irgendwann die Motivation verloren. Ein Treffen mit Gleichgesinnten, die man nicht an jeder Ecke findet.«
Inhalt und Aufbau
Im Fokus der Kulturhanse stehen Labore für gemeinwohlorientierte Gründer*innen, wie wir sie in » Labore mit der Kulturhanse bauen, S. 88ff. beschreiben. Das sind also Räume und Angebote, die mehr Menschen anregen und stärken, miteinander gemeinwohlorientierte Ideen zu entwickeln und wirkungsvoller umzusetzen. Wir nennen sie „Kulturhanse-Labore“.
Solche Ziele und Funktionen bieten Orte unter ganz verschiedenen Namen: Manche heißen Quartierszentren, offene Werkstätten, Gründungslabore, Nachbarschaftsläden, Coworking Spaces oder Kulturhäuser » Die Vielfalt dritter Orte, S. 30ff. Das Werkstattprogramm eignet sich deshalb auch zur Entwicklung solch verschiedener Orte, wenn sie Raum und Ressourcen für gemeinwohlorientierte Initiativen geben wollen. Manche Labore öffnen gleich im Anschluss ans Werkstattprogramm, andere später oder auf anderen Wegen. Das macht keinen Unterschied. Selbst Organisationen, die schließlich keinen Ort öffnen, gehen mit ihrem Personal, ihren Strukturen, Angeboten und Zielen durch einen intensiven Entwicklungsprozess und können Teil der kollegialen Kulturhanse-Familie werden.
Kulturhanse-Akademie
Die Kulturhanse- Akademie ist eine Schatzkammer für alle, die sich für inspirierende Orte interessieren, gerade auch jenseits der großen Städte. Wer zum Beispiel überlegt, ein eigenes Labor aufzumachen, findet hier Inspiration, Vorbilder, Nutzungs- und Finanzierungsszenarien. Im direkten Austausch lässt sich gut erkunden, welche Route möglich ist.
Wer sich entschlossen hat, kann besonders mit dem Werkstattprogramm durchstarten. Wer davon unabhängig oder intensiver notwendige Kompetenzen und Konzepte entwickeln will, zum Beispiel wirkungsorientiertes Projektmanagement oder Gründungsbegleitung, kann auch individuell angepasste Bildungs- und Beratungsformate nutzen. Menschen, die bereits ein Labor betreiben, können ihre Angebote erweitern, indem wir Formate teilen oder uns analog oder digital mit einbringen. Wer wiederum Gründungskultur, Gemeinwohl, ländliche Entwicklung oder ganz genau die Kulturhanse fördern, bekannter machen oder anderweitig unterstützen kann, findet mit der Akademie Wirkungsziele, Wirkungsbeispiele, viele Zugänge und Partner*innen. Darüber hinaus können überhaupt alle an unseren Vor-Ort-Besuchen, digitalen Treffen und Konferenzen teilhaben. Dort lernt man echte Beispiele und die Kulturhanse-Gemeinschaft kennen, teilt Impulse und Erfahrungen. Vielleicht unser größter Schatz.
Andocken
Gern organisieren wir solche Formate bei dir vor Ort. Sprecht uns gern an, wenn wir Euch bei der nachhaltigen Entwicklung eures gemeinwohlorientierten Ortes unterstützen sollen. Meldet euch unter: rike@kulturhanse.org.
Wissenstransfer
Wir geben unser Wissen gern weiter, z.B. in Vorträgen, Impulsen, Workshops, Trainings, Weiterbildungen zu Themen wie: Was brauchen Social Entrepreneure auf dem Land? Wie verwandelt man Leerstand in einen Ort aktiven bürgerschaftlichen Engagements?
Begleitung & Coaching
Ob Organisations- oder/und Regionalentwicklung – wir begleiten euch dabei Lösungen für eure konkreten lokalen, regionalen Problemstellungen zu entwickeln.
Werkstattprogramm
Neben maßgeschneiderten Prozessen bieten wir die Kulturhanse-Akademie, ein Werkstattprogramm in einem strukturierten, kollegialen Rahmen. Bereits in zwei Jahrgängen konnten wir uns vom Erfolg des Zusammenspiels zwischen Qualifizierung, Raum- und Laborentwicklung und Inspirationsreise überzeugen.
Vernetzungs
veranstaltungen
Unser Kulturhanse-Netzwerk bringen wir in Konferenzen, Camps und anderen Peerformaten zusammen. Im Austausch mit anderen Macher*innen, Stakeholdern und Entscheidungsträger
*innen lässt sich Inspiration und Mut für das eigene Vorhaben schöpfen.