Das Kulturhanse-Pilotprojekt wird zum Programm. Wir verstetigen damit den Kulturhanse-Ansatz und erweitern ihn um neue Gründungslabore und einen ganzheitlichen Ansatz. In unserer neuen Serie möchten wir euch das Programm und seine Bausteine vorstellen. Lernt hier im zweiten Teil eine unser neuen regionalen Gründungsinitiativen kennen: Die Gründungsgarage aus Chemnitz!
Herzlich Willkommen in der Kulturhanse, Gründungsgarage!
Mit dem Start des Kulturhanse-Programms sind neben den “alten Hasen” Ahoi Altenburg sowie ahoj Görlitz, auch drei neue regionale Gründungsinitiativen hinzugekommen: Neben dem digitalen Gründungslabor des Social Impact Labs und dem inklusiven Werkhaus in Erfurt, begrüssen wir heute die Gründungsgarage aus Chemnitz. In eben dieser werkelt gerade Jeanette Hilger, ihres Zeichens die Projektleiterin. Was sie genau in der Garage vorhaben und wie sie Teil der Kulturhauptstadt 2025 werden, haben wir sie gefragt.
1) Stellt mal eure Gründungsgarage kurz vor!
Jeanette Hilger: “Wir möchten den Macher*innengeist der Stadt Chemnitz in Gründungsenergie verwandeln und Menschen auf ihrem Weg zu einem Social Entrepreneurship begleiten. Es entsteht ein Gründungslabor für junge Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte mit werteorientierten, nachhaltigen, gemeinnützigen und sozialen Ideen. Die Gründungsgarage Chemnitz ermächtigt gründungsinteressierte Chemnitzer*innen ihre Projektideen selbst zu verwirklichen und damit die Stadtgesellschaft zu stärken. Wir fokussieren uns auf den Schwerpunkt Kultur- und Kreativwirtschaft in Verbindung mit der Frage, wie wir die zunehmend diverse Gesellschaft einbinden können. Damit füllen wir eine Leerstelle in der Chemnitzer Gründungslandschaft.”
2) Warum braucht es das für Chemnitz?
“Macher*innen sind die Chemnitzer*innen bereits. Es gibt 5.000 Garagen in Chemnitz. In jeder wird gewerkelt, gefriemelt und Lösungen für Probleme gefunden. Was wir uns mehr wünschen, sind die Fähigkeiten, den eigenen Fertigkeiten einen monetären Wert zu geben und dabei werteorientiert zu bleiben. Wir sehen in Chemnitz eine regionale Macher*innenkultur, aber weniger eine aktive Gründungskultur. Die Idee ist an diesem Punkt anzusetzen. Aus „man müsste mal“ oder „ich habe einen Traum“ wird eine eigene Idee entwickelt – einfach mal machen.”
Der Verein hinter der Gründungsgarage:
Der ASA-FF e.V. versteht sich als Plattform für aktuelle Diskurse rund ums Globale Lernen. Mit seinen unterschiedlichen Projekten und Aktionen möchte der ASA-FF e.V. zusammen mit seinen Partner*innen auf gesellschaftliche Problemfelder aufmerksam machen und neue Lösungsansätze und Blickwinkel aufzeigen.
3) Was sind eure aktuellen Herausforderungen?
“Momentan haben wir unsere Kinderschühchen umgeschnallt und lernen laufen. Das heißt, wir planen das spannende Jahr, das auf uns zukommt, stellen unsere Öffentlichkeitsarbeit auf die Beine und renovieren die 4 Räume für das Gründungslabor auf insgesamt 87qm. In Workshops, Themensalons und Begegnungsmöglichkeiten möchten wir kollaborativ Ideen schmieden und solidarisch miteinander lernen. Gemeinsam wollen wir werteorientiertes, wirtschaftliches Denken und Handeln entwickeln. Die Räume können für Proben, Workshops und gemeinschaftlichen Arbeiten gemietet werden.
Derzeit besteht unser Team aus Franziska für die Projektorganisation, Julia für die Öffentlichkeitsarbeit und Jeanette für die Projektleitung. Ab April starten wir dann vollständig durch mit Erne als Projektleitung und Fachreferentin Social Entrepreneurship.”
4) Stichwort Collective Impact Initiative: Wer gehört zu eurem Netzwerk? Wie wollt ihr gemeinsam ein gemeinwohlorientiertes Gründungsökosystem erschaffen?
“Unser Netzwerk besteht aus jungen Kreativen mit nachhaltigen Werten und gesellschaftlicher Verantwortung, aus Organisationen und Verbänden der Kreativwirtschaft, der Migrationsarbeit, der Wirtschaftsförderung, der ökologischen Nachhaltigkeit, der Stadtverwaltung und Demokratieförderung sowie aus erfahrenen Social Entrepreneurs. Wir legen besonderen Wert auf kollaborative Zusammenarbeit, Solidarität und gemeinsame Ziele.
Es ist uns wichtig die Selbstwirksamkeit der Stadtgesellschaft erlebbar zu machen durch demokratische Werte und die Handlungsmächtigkeit von jungen Menschen mit bislang geringen wirtschaftlichen Erfolgschancen. Chemnitzer Gründungen werden mit klaren Geschichten erzählt und ihr Narrativ mit modernen Diskursen (wie Antidiskriminierung, Empowerment, Postwachstum, nachhaltige Mobilität, Gemeinwohlökonomie) aktualisiert. Wir sind überzeugt, dass eine partizipative Praxis gegen gesellschaftliche Polarisierung wirkt. Deswegen erproben wir Formen partizipativer Praktiken, etablieren Formen des Miteinanders, des Zusammenhalts und der gegenseitigen Unterstützung auch im Unternehmensbereich.”
5) Wird die Gründungsgarage auch Teil der Kulturhauptstadt-Aktivitäten sein?
“2025 wird Chemnitz ein Jahr lang Kulturhauptstadt Europas sein. Die Gründungsgarage ist in dem Prozess eingebunden und war bereits ein vorgestelltes Projekt im zweiten BidBook. Das Projekt wird umgesetzt mit Unterstützung der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025. So sind die Räume des Gründungslabors eingebunden in den Kreativhof des Komplexes der ehemaligen Stadtwirtschaft, welcher durch die Stadt Chemnitz bereitgestellt und mit einem größeren Bauvorhaben in das Stadtviertel eingebunden wird.”
6) Was erhofft ihr euch von der Kulturhanse?
“Im Kulturhanse Netzwerk fühlen wir uns am richtigen Hafen und freuen uns auf viele gemeinsame Törns. Wir erhoffen uns viel Austausch, voneinander zu lernen und miteinander zu wachsen. Ob gemeinsam in der Flotte oder doch mal allein ins kalte Wasser springen: wir wissen, dass da immer ein Leuchtturm ist, zu dem wir zurückfinden oder im Notfall auch mal ein Anker geworfen wird.”